Solidarität mit den kämpfenden Flüchtlingen im Regensburger Dom

Wir unterstützen den Offenen Brief an das Bistum Regensburg

Am 05.07.2016 suchten 45 Geflüchtete aus verschiedenen Ländern des  Balkans Zuflucht im Regensburger Dom. Sie taten dies, weil sie keinen  anderen Ausweg aus ihrer hoffnungslosen Situation sahen: In den  Abschiebelagern, in welchen sie lebten oder leben sollten, erwartet sie  nichts. Nichts war und ist dort sicher, außer die Tatsache, früher oder  später abgeschoben zu werden. Der verschwindend geringe Anteil an  positiv beschiedenen Asylgesuchen in den Lagern seit deren Eröffnung  belegt diese Tatsache. Personen, die in diese gebracht werden, haben  kein Anrecht auf ein ordentliches Asylverfahren, weil sie aus so  genannten sicheren Drittstaaten kommen. Einige Jurist_innen kritisieren  diese Schnellverfahren als verfassungswidrig (vgl. Olmer, Bayerischer  Rundfunk, 22.07.2016). Dass die Balkanstaaten jedoch alles andere als  sicher sind, belegen unter anderem Gutachten, welche von Pro Asyl  veröffentlicht wurden (vgl. Waringo/ Marx 2014).
Zunächst gewährten Sie, das Bistum Regensburg, Schutz und stellten die  grundlegende Versorgung dieser Menschen sicher. Die geflohenen Menschen  konnten im Dom beinahe eine Woche verbleiben. Aufgrund Ihrer  Zusicherungen und Versprechen stimmten die Geflüchteten nach längeren  Verhandlungen einem Umzug zu. Sie lebten von da an im Pfarrheim St.  Emmeram, wo sie weiterhin Unterstützung von Ihrer Seite erhalten. Dort  ist es einfacher für die Familien und deren Kinder. Zugleich aber  verschwanden die Geflüchteten praktisch komplett aus der Öffentlichkeit.  Am 20. Juli erklärten Vertreter des Bistums ein Gespräch mit den  Geflüchteten als gescheitert – gescheitert deshalb, weil sich die  Schutzsuchenden nicht auf Ihre Angebote eingelassen haben. Angebote  wieder in Lager und ihre Heimatländer zurückzukehren, aus denen sie  geflohen sind. Wie kann etwas als gescheitert bezeichnet werden, was von  vornherein keine Option sein kann?
Das Pfarrheim wurde polizeilich abgeriegelt, eine beängstigende  Drohkulisse aufgebaut, Krankenhausentlassene konnten nicht mehr zurück.  Besuche und Treffen mit ihren Vertreter*innen und Unterstützer*innen  wurden den Menschen bis auf eine Ausnahme verwehrt.  Diese ausweglos scheinende Situation, begleitet von einem klaren Bruch  der Vereinbarung, keinen Polizeieinsatz zu forcieren, brachte die  Schutzsuchenden letztlich zu der Entscheidung, für mehrere Tage in einen  Hungerstreik zu treten. Wie bereits beim Gang in den Dom setzten die  Menschen mit absoluter Deutlichkeit ihre Hoffnung in das Bistum. Der  weitgehende Rückzug der Polizei am 23. Juli war erfreulich, auch wenn  sich an der Situation für die Geflüchteten ansonsten nichts geändert hat.  Es ist ein langer Weg, bis die Strukturen und Systeme, welche die  Menschen im Pfarrheim St. Emmeram und noch viele weitere in solch  ausweglos scheinende Situationen treiben, verändert oder abgeschafft  sind. Sie können hier und jetzt zeigen, in welche Richtung Sie diesen  Weg beschreiten.
Hören Sie die Menschen – sehen Sie die Menschen – und greifen Sie deren  Forderungen auf. Machen Sie sich stark für die Menschen, die Schutz bei  Ihnen suchen, deren letzte Chance Sie sind. Machen Sie sich stark für  die Menschen, denen durch die Politik schwach gehalten werden. Auch wenn  Sie nicht die Gesetzte schreiben oder die Abschiebelager errichten – so  können Sie sich doch gegen diese aussprechen, mit christlichen Werten  Position beziehen, für eine gerechtere und menschlichere Welt – so können Sie Ihre Stellung, Ihren Einfluss, Ihre Macht für diese Menschen einsetzen.
Wir bitten Sie – setzen Sie sich ein.
Initiiert von Unterstützer*innen der Geflüchteten im Pfarrheim St. Emmeram

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